Die Gestalt der Michaelskapelle
Die Michaelskapelle besteht aus einem einfachen Saalraum mit Satteldach und einem daran anschließenden Altarraum, der sich außen als Turm mit Pyramidenhelm und Knaufabschluss ausbildet. Der hohe Turmhelm rechnet mit einer Fernwirkung in Richtung Bonn, die allerdings durch die Bauprojekte des ehemaligen Bonner Regierungsviertels eingeschränkt wurde. Die malerische Wirkung der Kapelle am Berghang überliefert eine Zeichnung Peter Beckenkamps von 1791.
Außenbau
Die Außenmauern der Kapelle sind weiß verputzt, wodurch sich ein Farbkontrast zu ihren dunklen Schieferdächern ergibt. Lediglich große Fenster mit Hausteinrahmen und ein Rundbogenportal, das von einem heute erneuerten Wappen des Auftraggebers Joseph Clemens von Bayern und einem Rundfenster überfangen wird, gliedern die Wandflächen. Die auffälligen Zuganker der Seitenwände gehen auf eine Stabilisierungsmaßnahme der 1950er Jahre zurück. Die Ostseite der Kirche zeichnet sich durch eine noch mittelalterliche, lisenengegliederte Apsis und einen verschieferten Dachreiter aus.
Grundriss
Eine Bauaufnahme von 1972 verdeutlicht den Grundriss der Kapelle: Die Apsis schmiegt sich an die mittelalterliche Mauer an, die Kapelle selbst wurde jedoch vorrangig mit Backsteinen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts errichtetet. An einen rechteckigen, tonnengewölbten Saalraum schließt sich ein querrechteckiger Altarraum an, der von einem Klostergewölbe überfangen wird. Ein dahinter befindlicher Umgang, der zu einem über der Apsis sitzenden Glockentürmchen führt, ist mit drei konkaven Wandeinziehungen platzschaffend gestaltet. Insgesamt drei Altäre befinden sich an den eingestellten Wandzungen des Kirchenraumes (links Gabrielaltar und rechts Raphaelaltar) und an der östlichen Stirnwand des Altarraumes (Hochaltar des Erzengels Michael). Vom Altarraum aus erschließt sich die Sakristei, die sich ebenfalls an die Burgmauer anlehnt und von einem Eremitage-Gebäude flankiert wird.
Innenraum
Der Innenraum der Kapelle wird von einem flachen Tonnengewölbe dominiert, dessen üppige Stuckaturen von Giovanni Pietro Castelli einzelne Bildfelder freigeben. Diese sind mit Freskomalereien von Johann Schießel gefüllt, die im 19. Jahrhundert stark übermalt wurden. Sie stellen einzelne Szenen zum Fortleben der Seele nach dem Tod dar, ein Bildthema, das in Zusammenhang mit der Ikonografie der Michaelsbruderschaft steht. Der Erzengel Michael wurde im Glaubensverständnis der Bruderschaft vor allem als Seelenwäger verstanden, der über das Schicksal der verstorbenen Seelen verfügte. Im Gewölbe des Altarraums sind die Personifikationen der Ordenstugenden Fidelitas (Treue), Pietas (Frömmigkeit), Fortitudo (Stärke, Tapferkeit) und Perseverantia (Beständigkeit) in Freskomalereien dargestellt.
Die drei Altäre ähneln sich im architektonischen Aufbau und im Dekor, sie sind in Stuck und Stuckmarmor ausgeführt. Durch Engelsfiguren und deren aufeinander Bezug nehmenden Haltungen werden sie optisch miteinander verbunden.
Im Retabel des Hochaltars befindet sich eine szenisch aufgefasste Figurengruppe, die eines der vom Erzengel Michael bewirkten Wunder auf dem Berg Monte Sant’ Angelo schildert: Dort hatte ein junger Mann versucht einen entlaufenen Stier in einer Höhle zu erlegen, der Pfeil traf jedoch auf wundersame Art ihn selbst. Nur durch das Gebet des Bischofs von Siponto konnte er gerettet werden, denn während des Gebets erschien dem Bischof der Heilige Michael. Der Erzengel erklärte dem Bischof, dass er das Höhlenwunder nur bewirkt habe, damit man ihm ein Heiligtum in der Höhle errichte.
Die Nebenaltäre zeichnen sich durch jeweils zwei Altarbilder aus. Im Gabrielaltar ist eine Verkündigungsszene und darüber der von Engeln vorgetragene Name Jesu dargestellt. Das Gemälde des Raphaelaltars schildert die Geschichte des jungen Tobias, der von Raphael begleitet wird, um ein Heilmittel für seinen erkrankten Vater zu finden. Im Altarauszug wird der Name Mariens von Engeln präsentiert.